Die Verhaltensökonomie zeigt, dass Menschen sich Erfolge selbst zuschreiben, während sie für Misserfolge eher andere verantwortlich machen. Das ist zutiefst menschlich, kann aber bei der Geldanlage fatale Konsequenzen haben. Wer mit Finanzinstrumente viel Geld verdient hat, führt dies oftmals auf seine schlaue Auswahl und das perfekte Timing zurück – auch wenn es Zufallstreffer war.
Doch der Erfolg stärkt das anlegerische Selbstvertrauen, und dann wird es gefährlich, denn die Wetten werden gefährlich: Wer sich mehr zutraut, der geht meist höhere Risiken ein. Doch wie gesagt, der Erfolg kann auch ein Zufallstreffer sein. Bei hohen Gewinnen am Kapitalmarkt sollte also ein kritischer Blick auf sich selbst erfolgen, ob man wirklich so gut analysiert oder einfach nur Glück gehabt hat.
Freunde zu haben, ist sehr wichtig. Doch nicht jede gute Freundin fürs Reden oder jeder gute Freund für gemeinsamen Sport muss auch der richtige Ratgeber für die Geldanlage sein. Es gibt unzählige Berichte von Menschen, die über die Kumpels aus dem Sportverein oder der Freiwilligen Feuerwehr vollkommen überteuerte oder unsinnige Finanzprodukte erworben haben. Das gilt auch für heiße Tipps.
Meine Erfahrung zeigt: Wenn Insider ihren Einsatz schon verdreifacht haben, ist für die späten Anleger nicht mehr viel zu holen.
Um es klar zu stellen: In Sportvereinen, Arbeitsplatz und Fitnessstudio sind keine Anlagebetrüger unterwegs, aber bei „sicheren Tipps“ aus dem sozialen Umfeld gilt Vorsicht. Vertriebsmaschinen funktionieren oft dadurch, dass Mitarbeiter ihr Umfeld „aussaugen“. Deshalb immer fragen, welches Interesse jemand an einem Abschluss haben könnte. Vermutlich oft das, viel Geld zu verdienen.
Natürlich sind Suchmaschinen eine wichtige Hilfe auch bei der Geldanlage. Das haben Vertriebsstrategen natürlich auch schon verinnerlicht und haben ihre Websites so eingerichtet, dass der Google-Algorithmus sie möglichst weit oben in der Trefferliste anzeigt. Oder sie bezahlen sogar dafür an die Suchmaschine.
Wer also „Altersvorsorge“ oder „Geldanlage“ bei Suchmaschinen eingibt, bekommt nicht das beste oder günstigste Angebot, sondern ein Angebot, das der Algorithmus am attraktivsten findet. Sinnvoll ist es deshalb, viele Angebote anzuschauen. Und zu hören, wie unabhängige Experten das Thema einordnen oder was Verbraucherschützer sagen. Denn viele Websites im Finanzbereich werden ausschließlich mit Vertriebs-PR der Branche bespielt.
Wer häufig nach Finanzthemen googelt, der wird mit Werbung für „geheime Kursraketen“ bespielt und lernt, welche Aktie demnächst 1000 Prozent steigen wird. Ganz ehrlich, wer solches Wissen hätte, der müsste bei Google keine Anzeigen für seine Börsenbriefe schalten. Im besten Fall geht es hier darum, Mailadressen und andere Daten abzugreifen.
Indem Du dein Geld auf verschiedene Anlageklassen und Regionen aufteilst, gleichst Du mögliche Verluste durch Gewinne an anderer Stelle in deinem Portfolio aus.
Das bedeutet nicht, dass Du dein Geld blind investieren und auf gute Entscheidungen hoffen solltest, sondern dass Du dir etwas Zeit nehmen solltst, um globale Markttrends zu verstehen und vorherzusagen. Nur so kannst Du deine Investitionen richtig bewerten.
Rendite ohne Risiko gibt es nicht, insbesondere wenn es um hohe Risiken geht. Und hohe Rendite ist alles jenseits von fünf bis sieben Prozent. Früher sagte man als Faustregel mal, dass Angebote mit zweistelligen Renditen potenziell unseriös sind. In Zeiten von Nullzinsen sind Versprechen für „sichere Renditen“ schon ab fünf bis sieben Prozent mit Vorsicht zu genießen. Warum sollte ein Unternehmen sieben Prozent Rendite bieten, wenn Finanzinstitute für deutlich weniger Kredite vergeben?
Egal ob Nachhaltigkeit oder Angst vor dem Euro-Zusammenbruch. Jeder Mensch hat bestimmte Begriffe, auf die er anspringt, weil sie seine Ziele, Ängste oder Werte ansprechen. Das können „Reich werden“, „Das Geld ist weg“ oder „Die Welt besser machen“ sein. Bei der Geldanlage macht das empfänglich für bestimmte Schlagwörter wie Wald, Schweizer Franken oder Top-Rendite.
Vorsicht also, wenn in einer Produktbeschreibung zu viele Trend-Buzzwords auftauchen, die der eigenen Präferenz entsprechen. Das Angebot kann ok sein, es kann aber auch zu riskanten und teuren Produkten führen, die zudem von der Aufsicht nur oberflächlich kontrolliert werden.
Wer bei den Buzzword nichts aufpasst, der landet schnell am so genannten grauen Kapitalmarkt. Hier wird zwar meist nach dem Buchstaben des Gesetzes gehandelt, also nicht betrogen, aber die Risiken sind hoch und die Medien voll von Berichten über hohe Verluste.
Oftmals scheitern solche grauen Produkte, die mit „Unabhängigkeit von Banken“ werben – auch so ein beliebtes Buzzword. Außerdem sind viele der Produkte hier sehr locker reguliert. Dass ein Wertpapier-Prospekt von der Finanzaufsicht Bafin genehmigt wurde, heißt nicht, dass die Bafin das Produkt in Ordnung findet. Es heißt nur, dass der Prospekt den Formalien entspricht – Totalverlust eingeschlossen.
Exotische und esoterische Produkte haben außer diesen Problemen zwei große Risiken. Erstens sind die Märkte für sie sehr eng und daher illiquide. Anleger können also Schwierigkeiten haben, ihre Anlage kurzfristig und zu einem guten Preis zu verkaufen.
Hinzu kommt, dass viele dieser exotischen Anlagen eigentlich Sammlerstücke und keine Sachanlagen sind. Sachanlagen sind etwa Immobilien, Rohstoffe wie Gold oder Ackerland. Oldtimer, Kunstwerke oder Briefmarken sind Sammlerstücke, für die Liebhaber mitunter hohe Preise zahlen. Doch ändert sich der Geschmack, dann drohen bei Kunstwerken hohe Wertverluste. Und anders als eine Aktie oder Anleihe zahlt ein Gemälde oder eine Flasche alter Bordeaux keine laufenden Erträge.
Kommen wir zurück zu klassischen Kapitalmarktanlagen. Selbst wer sich ein unkompliziertes, günstiges und liquides ETF-Portfolio aufbaut, bringt die Früchte seiner Anlage in Gefahr. Zum einen durch Selbstüberschätzung, wie oben beschrieben. Aber auch durch hektisches Handeln geht Rendite flöten, denn die alte Börsenweisheit „Hin und her macht Taschen leer“ gilt auch in Zeiten der günstigen Direktbroker.
Gerade bei kleinen Beträgen verschlingt häufiges Handeln einen guten Teil der Rendite. Das soll kein Plädoyer für Nichtstun sein, Depots sollten regelmäßig überprüft werden. Aber es sollte eine Warnung sein, einen ETF-Bestand nicht hektisch umzuschichten, nur weil einer der Fonds ein schlechtes Quartal hatte oder irgendjemand, „natürlich ganz sicher“, genau weiß, was die Zukunft bringt.
Für die Geldanlage gibt es keine „garantierte Sicherheit“, sondern Rendite für kalkuliert eingegangene Risiken. Um diese zumindest einzuhegen, helfen eine Strategie und regelbasiertes Anlegen. Und es heißt, skeptisch und gleichzeitig neugierig zu sein. Oder wie der berühmte Investor Howard Marks schreibt: „Skepsis gibt Anlegern Sicherheit und hilft ihnen, Investments zu vermeiden, die zu schön sind, um wahr zu sein.“ Und weiter: „In dieser neuen Welt ist es jedoch auch sehr wichtig, neugierig zu sein, sich die Dinge genau anzuschauen und zu versuchen, sie wirklich von Grund auf zu verstehen, anstatt sie von vornherein abzulehnen.“
Wer in Fonds investiert, sollte zudem auf niedrige Verwaltungsgebühren achten. Bei in Deutschland aufgelegten Mischfonds fallen diese im internationalen Vergleich besonders hoch aus, zeigt eine Studie des Fondsratinghauses Morningstar von 2019. Im Median zahlen Anleger für die Produkte eine jährliche Gebühr in Höhe von 1,8 Prozent. Aktien- und Rentenfonds sind mit 1,46 beziehungsweise 0,74 Prozent pro Jahr etwas günstiger.